Chat optimal nutzen

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Um den praktischen Mehrwert von Chat (auf der Basis von internationalen Standards) zu entdecken und optimal zu nutzen, gibt es hier verschiedene Tipps und Informationen.

Mehrere Konten

Viele können sich nicht vorstellen, dass man mit mehreren Konten gleichzeitig im Chat-Universum unterwegs sein kann. Oft bewährt es sich jedoch, nicht nur ein (einziges) Chat-Konto anzulegen sondern mehrere. So bietet es sich beispielsweise an, neben dem Konto für persönliche Kontakte ein weiteres, neutrales Konto zur anonymen Nutzung in allgemeinen oder öffentlichen Konferenzen (Chaträumen) zu verwenden. Aber auch eine einfache Trennung von privaten und beruflichen Kontakten ist so möglich.

Beispiele für neutrale Kontobezeichnungen, die keinen Rückschluß auf den Namen, das Alter oder das Geschlecht geben:

„fantasiename@server.de“, „zufallszahl@server.de“, „8fds9a0@server.de“, „tierfreund@server.de“, „blabla@server.de“

Egal, wie dieses weitere Konto heißt - hierüber kann dann untereinander unbedenklich und anonym in Konferenzen geplaudert werden.

Es ist sogar möglich und von Vorteil, ein Konto bei einem anderen Serverbetreiber zu haben. So kann auch bei eventuell vorkommenden Wartungsarbeiten zumindest mit einem Konto weiter getextet werden.

Tipp:

Man kann sich selbst (an sein eigenes Chat-Konto) Nachrichten senden, was sich für Notizen wunderbar anbietet.

Spezialtipp:

Was ist, wenn man bei der Anmeldung keine E-Mail-Adresse angegeben hat und sein Passwort vergessen hat (ja, das kommt vor)?

In diesem Fall ist es sehr schwer, den Serverbetreiber davon zu überzeugen, daß es sich um das eigene Konto handelt. Hier kann es hilfreich sein, wenn man einen nicht real existierenden Kontakt angelegt hat. Da das Adressbuch nicht an Dritte übertragen wird, ist dieser „Behelfs-/Sicherheitskontakt“ deshalb nur noch dem Serverbetreiber bekannt. Dies kann dann für den Serverbetreiber ein Indiz dafür sein, daß sich tatsächlich der rechtmäßige Kontoeigentümer bei ihm meldet.


öffentliche Gruppen

Beispiele fÜr offene / Öffentliche Gruppen gibt es viele. Oft für Fragen zu besonderen Themen (zum Beispiel „Sicherheit“, „Android“, „Spiele“) oder Gruppen, die Unterstützung zu bestimmten Programmen bieten („Gajim“, „Conversations“, “Serversoftware”, …).

Mehr Informationen sowie Beispiele und Übersichten von/zu öffentlichen Chatgruppen findet sich >> hier <<.


Mehrere Geräte

Bei XMPP können gleichzeitig mehrere Endgeräte genutzt werden. Nachrichten werden automatisch auf alle Geräten verteilt. Auch ist es egal, auf welchem Gerät eine Nachricht geschrieben wird, diese erscheint automatisch auch bei den anderen eigenen Geräten. Auch kann beim Schreiben beliebig gewechselt werden.

So ist der Gesprächsverlauf z.B. bei gleichzeitiger Nutzung von Smartphone, Tablet und PC synchron und gleich.


Formatierter Text …

… für Normalnutzer:

Text kann hervorgehoben werden:

  • Fette Schrift wird mit * (Stern) markiert: *Test*

Bedeutung: Text kann als “*laut*” verstanden werden (sehr laut: *LAUT!*)

  • Kursiver Text mit Unterstrichen einfassen: _test_ = test

Bedeutung: Text kann als Gefühl verstanden werden (gerne / gut)

  • Durchstrichener Text in Tilde einfassen: ~test~ = test

… für Spezialisten:

  • Betonungen können auch kombiniert werden. Beispielsweise fett und kursiv

  • > Zitate können mit dem Größerzeichen (>) dargestellt werden.

  • Programmcode kann mittels Rückwärtsapostroph ( ` ) als nichtproportionale Schrift angezeigt werden: ` Rückwärtsapostroph `

Das geht auch mehrzeilig mit Zeilenumbrüchen, wenn das Apostroph jeweils am Anfang und am Ende dreifach verwendet wird.

Englischsprachige Quelle / Beschreibung: XEP-0393: Message Styling (extern)


Verschlüsselung

Verschlüsselung ja/nein

Zur Verschlüsselung (Kryptografie) gibt es ganz unterschiedliche Meinungen. Manche fordern, alles und immer mit OMEMO zu verschlüsseln - anderen reicht die Transportverschlüsselung (Wikipedia, extern) der Nachrichten aus.

Bezüglich der Sicherheit und des Datenschutzes wäre tatsächlich eine Komplettverschlüsselung richtig - dann ist es jedoch konsequent und folgerichtig, dass bei neuen Geräten der alte Verlauf von anderen Geräten nicht angezeigt werden darf/kann. Für den nicht sicherheitsorientierten “Otto-Normalbenutzer” kaum nachvollziehbar und mehr als unbequem. Im Moment gibt es jedoch keine Möglichkeit, den Nutzer selbst über den Verschlüsselungsgrad entscheiden zu lassen (ob der Chat mit oder ohne “Foreward Privacy” verschlüsselt werden soll).

Das Verwenden der OMEMO-Verschlüsselung ist u.a. zu empfehlen, wenn die Chatkonten auf einem eigenen “Familien-Server” betrieben werden. Somit ist es dem Administrator (Familienmitglied) nicht möglich, die anderen Unterhaltungen auf Systemebene auszulesen.

Verschlüsselte Gruppenchats

Die Voraussetzungen für eine Verschlüsselung in Gruppenchats sind:

  • Groupchat with OMEMO encryption works only in rooms that are:

  • non-anonymous

  • members-only

  • (works only with contacts that you have in your roster)

Die letzte Restriktion (Kontakte müssen im Roster (in der Kontaktliste) sein) gibt es zumindest mit Conversations nicht mehr, sofern die Server der Kontakte das passende Feature anbieten.

Spezialwissen

Einladungen an Dritte versenden

Einladungen zu Gruppen können nicht nur direkt sondern auch als Verknüpfung versendet werden. Hierzu ist folgendes Format zu verwenden:

„xmpp:gruppenname@server.de?join“

Beim Klick (oder Tippen) auf die Verknüpfung öffnet sich dann automatisch die Gruppe bzw. man kann auswählen, mit welchem Konto man dort beitreten will.

Private Nachrichten

Innerhalb eines Chatraumes können Nachrichten an alle Teilnehmer gesendet werden. Darüber hinaus jedoch kann ein Gruppenmitglied per „privater Nachricht“ direkt aus der Gruppe angeschrieben werden. Hierzu muss man wissen, dass

  • der Gruppenadministrator bei öffentlichen Gruppen die Anzeige der echten Kontobezeichnungen i.d.R. deaktiviert hat. Nur Administratoren können dann die echten Kontonamen sehen,

  • alle Teilnehmer untereinander sehen nur ihre jeweiligen Pseudonyme, die man beim Betreten einer öffentliche Gruppe eingibt.

Beispiel: Als Benutzer „max.muster@server.de“ kann man sich in einer öffentlichen Gruppe z.B. als “Schlumpf01” bezeichnen.

Schreibt man nun eine private Nachricht (direkt aus einem öffentlichen Raum heraus) an einen anderen Teilnehmer, so wird hier das Pseudonym verwendet. Bitte dieses nicht verwechseln mit einer normalen 1:1-Nachricht von einem echten, persönlichen Konto zu einem anderen.

Je nach genutztem Programm werden diese privaten Nachrichten unterschiedlich angezeigt:

  • In Gajim wird beispielsweise ein neues Fenster für diese Konversation geöffnet

  • In Conversations werden diese Nachrichten chronologisch richtig im Gruppenchat angezeigt (natürlich nur bei den beiden Gesprächspartnern). Das hilft oft bei Rückfragen zu einem gerade besprochenen Thema.

Der private Eingabemodus kann in Conversations mit langem Tippen auf das Profilbild des Gesprächspartners gestartet werden und wird mit dem “x” in der Eingabezeile dann wieder beendet.

Tipp: Das Beenden nicht vergessen, da sonst alle nachfolgenden Nachrichten nicht in die Gruppe gehen, sondern nur an den einen Kontakt.

”/me”-Kommando

Bei der Eingabe der Zeichenfolge “/me” wird dieser Text durch den eigenen Namen (Pseudoname in der Gruppe) ersetzt.

Beispiel: “/me geht mit” wird zu: “Schlumpf01 geht mit.”


Technische Grenzen

Wie lange darf eine Textnachricht sein?

Die Größe einer Textnachricht (Anzahl der Zeichen) ist seitens des Protokolls nicht limitiert.

Wie groß darf ein Video über XMPP sein?

Die maximale Größe für Videodateien ist eine Einstellungssache auf dem jeweiligen XMPP-Server. Dieses Limit liegt in der Regel bei 20 bis 50 MB. Wenn das Video größer als das hinterlegte “Sendelimit” ist, versucht Conversations, es direkt (peer-to-peer) an den Client des Kontaktes zu senden, wozu dieser natürlich online sein muss.

Wie viele Teilnehmer können einer Gruppe oder einem öffentlichen Raum beitreten?

Das ist nur durch die Speicherkapazität des Servers begrenzt. Eine Begrenzung oder Maximalanzahl seitens des Protokolls gibt es nicht.

Wie lange kann eine Trennung der Verbindung (z.B. beim Wechsel der Mobilfunkmasten) max. sein?

Kurze Verbindungstrennungen sind für die Übertragung kein Problem. Es sollten jedoch nicht mehrere Minuten sein.