Was sind freie Messenger?

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Definition:
Freie Messenger im Sinne dieser Seiten sind dezentrale Chatsysteme. Jeglicher Bestandteil dieser Systeme muss die Kriterien von freien Programmen erfüllen und sicher (zukunftssicher) sein.


Freiheit

… im Sinne von „Freie Messenger“:

Hierunter werden die strengen Kriterien der „Free Software Foundation“ für „freie Software“ verstanden:

  1. Die Freiheit, das Programm auszuführen wie man möchte und für jeden Zweck.
    Hierbei darf es keinerlei Einschränkungen geben, bezogen auf:

    • Zeit (z.B. „30 Tage Testphase“, „Lizenz endet am 31. Dezember 2030“)
    • Zweck („Verwendung gestattet für Forschung und nichtkommerzielle Anwendung“, „darf nicht für Leistungsvergleiche (Benchmarking) eingesetzt werden“) oder
    • Ort / willkürliche geographische Beschränkungen („darf nur/nicht im Land XY verwendet werden“)
  2. Die Freiheit, die Funktionsweise eines Programms zu untersuchen, und es an seine Bedürfnisse anzupassen
    Ohne die Freiheit, ein Programm zu ändern, bleiben die Anwender vom Wohlwollen eines einzigen Anbieters abhängig. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.

  3. Die Freiheit, Kopien weiterzugeben und damit seinen Mitmenschen zu helfen
    Software kann praktisch ohne Kosten kopiert und weitergegeben werden. Das Verbot, ein Programm an eine Person weiterzugeben, die es braucht, macht dieses Programm unfrei.

  4. Die Freiheit, ein Programm zu verbessern, und die Verbesserungen an die Öffentlichkeit weiterzugeben, so daß die gesamte Gesellschaft profitiert.
    Der Zugang zum Quellcode ist auch dafür Voraussetzung.


Sicherheit

… im Sinne von „Freie Messenger“:

  1. Sicherheit im Datenschutz
    durch dezentrale Strukturen und nicht kommerzielle Ziele

  2. Sicherung des freiheitlichen Denkens und Entscheidens
    durch Aufklärung und Vermittlung von Wissen und Gesamtzusammenhängen

  3. Rechtssicherheit
    durch Respekt der Privatsphäre und Einhaltung des Datenschutzes

  4. Übertragungssicherheit
    durch Verwendung von starken Verschlüsselungsmethoden und keiner zentralen Möglichkeit zur Auswertung von Metadaten.
    Vorsicht: Um diesen Teilaspekt der Sicherheit geht es i.d.R. bei „sicheren“ Messengern.

  5. Technische Sicherheit
    durch Verwendung von Standards

… bedeutet: Zukunftssicherheit

Exkurs: Pseudosicherheit.


Digitale Nachhaltigkeit

Freiheit und Sicherheit lassen sich zusammenführen als „digitale Nachhaltigkeit“.

Was ist „digital nachhaltig“?
Schon im 4. Jahrhundert beschreibt Augustinus von Hippo, wie mit nicht-materiellen Gütern umgegangen werden soll: sie sollen weitergegeben werden. Digitale Nachhaltigkeit beschäftigt sich mit der Frage, wie in der heutigen, durch Digitalisierung geprägten Gesellschaft ein ethisch verantworteter Umgang mit digitalen, immateriellen Gütern möglich ist.

Was kennzeichnet digitale Nachhaltigkeit aus?
„Digitale Ressourcen werden dann nachhaltig verwaltet, wenn ihr Nutzen für die Gesellschaft maximiert wird, sodass die digitalen Bedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen erfüllt werden. Der gesellschaftliche Nutzen ist dann maximal, wenn die digitalen Ressourcen der größten Anzahl von Menschen zugänglich und mit einem Minimum an technischen, rechtlichen und sozialen Restriktionen wiederverwendbar sind. Digitale Ressourcen sind Wissen und kulturelle Artefakte digital repräsentiert als Text, Bild, Audio, Video oder Software.“

Ausgehend von dieser allgemeinen Definition werden konkrete Punkte aufgeführt, die das verdeutlichen sollen:

  1. Digitale Güter müssen finanziell, technisch und organisatorisch für alle Menschen nutzbar und veränderbar sein.
  2. Wissen weiterzugeben und zu erhalten erfordert eine Gestaltung digitaler Güter, die auf Zukunft hin offen und weiterhin zugänglich ist.
  3. Um Wissen weiterzugeben und für zukünftige Generationen zu erhalten sind offene Formate, offene Standards und freie Lizenzen notwendig.
  4. Die Zugänglichkeit zu digitalen Gütern sollte unabhängig von finanziellem Vermögen gegeben sein.
  5. Das Wissen über die digitalen Güter darf nicht nur bei einer Person oder Organisation liegen, sondern muss über viele Akteure verteilt sein.
  6. Das Wissen um die digitalen Güter muss regenerierbar und reproduzierbar sein.
  7. Die Weitergabe, Wiederverwendung und Modifizierung von digitalen Gütern muss technisch und rechtlich möglich sein und gefördert werden.
  8. Digitale Güter (vor allem Software) müssen so gestaltet sein, dass sie keine Abhängigkeiten zu ihren Herstellern schaffen, sowie transparent entstehen (Quellcode) und vertrauenswürdig sind.
  9. Eine sinnvolle Strukturierung, Modularisierung, Dokumentation, Auffindbarkeit und das möglichst präzise Filtern digitalter Güter muss gewährleistet sein.
  10. Es gilt, individuelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, sowie entsprechende gesetzliche Regulierungen zu schaffen, dass nachhaltige digitale Güter auf breiter Front gefördert und präferiert werden.

Die Information zur digitalen Nachhaltigkeit stammt vom Verein LUKi e.V. (Linux User im Bereich der Kirchen).
Quellen:
https://digitale-nachhaltigkeit.net (extern)
https://digitale-nachhaltigkeit.net/tiefer-gehen.php#zehngrundsaetze) (extern)

Themenverwandt: “Digitale Souveränität” (extern; Wikipedia)